Auf den Punkt gebracht
eine Interviewreihe
Um dich ein wenig kennenzulernen, habe ich ein paar Fragen mitgebracht. Wie würdest du deine Persönlichkeit auf den Punkt gebracht, in drei Worten beschreiben?
Grossherzig, neugierig, zuhörend.
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Es gibt Bücher, die sind so gut geschrieben, dass wir einfach nicht anders können, als sie jedem ans Herz zu legen. Sie sind eine Bereicherung für Herz und Kopf und lassen einem in neue Welten eintauchen und erweitern das eigene Denken. (ein bisschen wie in einem Coachinggespräch)
Welches Buch sollte deiner Meinung nach alle Menschen gelesen haben?
Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis (alle 3 Bände).
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Die Antwort ist 42! (lacht) Im Roman ist „42“ die von einem Supercomputer errechnete Antwort auf die „endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ und was ​ist das Mutigste, dass du jemals getan hast?
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In die Schweiz auszuwandern und 3 Kinder zu adoptieren.
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Das ist sehr beeindruckend! Da braucht es ja eigentlich keine neuen Fähigkeiten mehr. Doch angenommen, du könntest in diesem Moment eine neue Fähigkeit erlernen, welche wäre es?
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Mich an verschiedene Orte beamen zu können
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Und wenn du etwas in der Welt ändern könntest, was wäre es?
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Machthunger und Gewalt abschaffen. Akzeptanz anderer Menschen/Lebensweisen genetisch ermöglichen.
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Eine kraftvolle Utopie! Und was motiviert dich aktuell in deinem Alltag gerade am meisten?
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Es motiviert mich enorm, meine Erfahrungen aus der Coaching-Ausbildung und aus der Anwendung mit Kund:innen noch ganz oft anwenden und verfeinern zu können. Ich finde es enorm bereichernd, wenn ich in Gesprächen bemerke, dass irgendwas beim Gegenüber passiert. Und was dann bei mir passiert. Und was dann wiederum beim Gegenüber passiert usw. usw.
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Das sind diesen wunderbaren und berührenden Momente in Coachinggesprächen.
Und nehmen wir an, wir wären bereits am Ende des Interviews, was möchtest du dann unbedingt gesagt haben?
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Die Akzeptanz des Nichtwissens ist eine der für mich wichtigsten Fähigkeiten im lösungsorientierten Coaching. Es ist nicht meine Geschichte und mein Thema, sondern die/das meiner Kundin/Kunden. Und damit auch nicht meine Lösungsidee, so verführerisch es sich auch anfühlt, einen Rat zu geben. Wenn ich von oben auf eine Coaching-Situation schaue und mich erinnere, wie gern/ungern ich einen Rat bekomme, kann ich sehr gut auf die Fähigkeiten der Coachees vertrauen. Sie werden wissen, was ihnen gelingt, was ihnen gut tut und wie sie ihr Ziel erreichen können.
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Meine Rolle ist es, sie auf dem Weg dahin zu begleiten und ihre vorhandenen Ressourcen zu aktivieren.
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Die Akzeptanz des Nichtwissens ist eine der für mich wichtigsten Fähigkeiten im lösungsorientierten Coaching.
Andrea Werlin
Es liest sich einfach und ist in der Umsetzung oft gar nicht so leicht. Magst du ein konkretes Beispiel nennen, wie Kurzzeitcoaching einen nützlichen Unterschied für dich macht?
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Es entstresst mich völlig, da nicht ich eine Lösung finden muss, sondern alles vertrauensvoll in die Hände und Köpfe der Coachees geben kann. Es ist ganz wunderbar, wenn ich den «Aha»-Moment bei den Coachees wahrnehmen kann, oft wirklich sichtbar durch Mimik, Worte, Entspannung.
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Wow! Und wie macht das für dich persönlich einen Unterschied?
Erleichterung, Freude für die Kund:innen, Begeisterung für alle neuen Themen, Dankbarkeit, Wertschätzung für die Ressourcen
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Was fasziniert dich dabei im besonderen am Kurzzeitcoaching?
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Es fasziniert mich, dass z.B. im Gegensatz zur Psychoanalyse auf den Problemfokus, das Trauma, das Elend verzichtet wird. Stattdessen geht’s in die Zukunft, und das ist mit so viel mehr Leichtigkeit verbunden als das Suhlen im Problem. Leider ist es immer noch so, dass Menschen ganz viel an das überkommene Freud’sche Therapiebild mit Couch, altem Mann mit Bart, jahrelange Analyse etc. denken.
Und das Schöne ist, das wir Lösungstyp:innen oft sehr schnell einen Unterschied machen können.
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Stattdessen geht’s in die Zukunft, und das ist mit so viel mehr Leichtigkeit verbunden als das Suhlen im Problem.
Andrea Werlin
Diese Erfahrung dürfen wir tatsächlich oft machen. Und Lösungsorientierung ist ja so viel mehr als einzelne Coaching-Gespräche. Wo und vor allem auch wie, setzt du die lösungsorientierte Arbeitsweise in deinem Alltag um?
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Ausserhalb von Coachings mit Kund:innen mit meinen Kindern. Sehr gerne stelle ich ihnen die Frage, was es für einen Unterschied für sie macht, wenn ihre Frage/Thema gelöst wäre. Das gibt wunderbare Diskussionen über Fähigkeiten, Ressourcen, Wege zum Ziel und Selbstvertrauen.
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Was hat dir die lösungsorientierte Haltung alles ermöglicht?
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Ich habe definitiv mehr Vertrauen in mein Können bekommen. Zusätzlich zur sehr wertvollen Grundlage des Psychologie-Studiums habe ich es gewagt, mich selbständig zu machen.
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Wie wundervoll liebe Andrea! Gratulation zu diesem Schritt.
Und was hat es dir noch ermöglicht.....
auch für mich selbst kann ich einen Schritt zurücktreten und versuche, mich selbst zu beruhigen und meine Ressourcen zu aktivieren. Ich merke, dass ich manchmal trotz Seniorität und genügend Lebens- und Berufserfahrung in Stress gerate, wenn es vielleicht nicht mehr so schnell geht oder ich nicht alles weiss. Und dafür hilft es mir, mich zu besinnen
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So eine schöne Auswirkung! und wir stehen ja schon kurz vor dem Abschluss unseres Gespräches. Welche Frage möchtest du hier, so kurz vor dem Abschluss noch gestellt bekommen?
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am liebsten: Auf einer Skala von 1-10, wenn 10 meine Zuversicht ist, dass ich auf dem richtigen Weg bin und auch genügend Kund:innen haben werde, und 1 ist das Gegenteil – wo stehe ich?
Antwort: auf 7, und es wird sicher noch besser!
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